Von Istanbul nach Lahore
Mit öffentlichen Verkehrsmittlen durch die
Türkei und den Iran nach Pakistan
Türkei
Ankunft im Iran Isfahan Shiraz und
Persepolis Bam und Abschied vom Iran
Pakistan
Abreise
in die Türkei und Weiterfahrt zur iranischen Grenze
Am Freitagabend, dem 19. September 2003 ist es soweit.
Der Rucksack ist gepackt und auch alles andere ist für die Abreise
bereit. LX 1808 fliegt mich etwas verspätet nach Istanbul, wo ich
gegen 1.30 Uhr am nächsten Morgen ankomme. Das Gepäck ist
auch da, so dass ich eine halbe Stunde später bereits mit dem
vollbesetzten Shuttlebus in Richtung Otogar (Busbahnhof) unterwegs bin.
Morgens um 2.30 Uhr kommen wir auf dem riesigen und auch mitten in der
Nacht nicht zur Ruhe kommenden Busbahnhof an. Die Ticketverkäufer
rufen uns ihre Destinationen zu und keine zwei Minuten später
sitze ich als letzter Passagier in einem nochmals kurz angehaltenen Bus
nach Ankara. Der Bosporus wird überquert und die Fahrt geht auf einer
sechsspurigen Autobahn weiter durch die Nacht. Zwischendurch werden
Snacks und Tee oder Pepsi serviert, so dass sich die Fahrt sehr
angenehm gestaltet. Um 6.00 Uhr Morgens gibt es einen
Frühstücks-Zwischenhalt in einer zur Busfirma gehörenden
Raststätte. Gegen 7.00 Uhr nähern wir uns den Aussenbezirken
von Ankara. Der Nebel, der uns auf der Reise begleitet hat, hat sich
inzwischen aufgelöst und die Sicht wird auf die vielen
Hochhaussiedlungen freigegeben, welche sich in der kargen Landschaft
befinden. Eineinhalb Stunden später und rund 450 km von Istanbul
entfernt kommen wir im riesigen Otogar der Hauptstadt an. Der
Busbahnhof ist flughafenähnlich organisiert. Die Ankunft ist eine
Etage unter dem Abfahrtsbereich, in welchem sich die Schalter der
verschiedenen Busfirmen befinden. Die Busse fahren von genau
bezeichneten Gates ab, von welchen es über Hundert gibt.
Da Ankara nicht so sehr für seine
Sehenswürdigkeiten bekannt ist und ich eigentlich möglichst
schnell den Iran erreichen will, entscheide ich mich gleich mit dem
nächsten Bus nach Ostanatolien weiterzufahren. Esadas Turizm hat
einen Bus nach Erzurum. Abfahrtszeit 9.30 Uhr vom Gate Nummer 30. Der
Bus ist nicht mehr ganz so neu und luxuriös wie der vorhergehende,
aber noch immer komfortabel. Ich mache es mir auf meinem Sitzplatz Nr.
21 bequem. Die Fahrt wird mindestens 12 Stunden dauern, wie mir der
Steward erklärt. Schon kurz nach Ankara weicht die mehrspurige
Autobahn einer normalen Strasse, auf der immer wieder Lastwagen
überholt werden müssen. Unterwegs werden auch immer wieder
Leute hinzugeladen, was die Fahrt natürlich verlangsamt. Die Fahrt
geht durch eine karge Landschaft mit Hügeln und Hochebenen. Das
Wetter ist herbstlich und es ist unangenehm kühl. An einer
Gaststätte, die sich mitten im Nichts zu befinden scheint, machen
wir Mittagspause. Es gibt türkische Pizza,
welche mir von einem deutschsprechenden Kellner (hat in Bochum
gearbeitet) serviert wird. Hier wechseln sich auch die beiden Fahrer
zum ersten Mal ab. Gegen 20 Uhr ist Zeit für das Nachtessen, bevor
die Fahrt durch die dunkle Nacht weitergeht. Inzwischen hat es auch zu
regnen angefangen und die langsameren Lastwagen auf der kurvigen
Strecke sind auch nicht weniger geworden. Nach 23.00 Uhr treffen wir
endlich in der Provinzhauptstadt Erzurum ein. Es ist bitterkalt, regnet
jedoch nicht mehr. Um diese Zeit ist hier nicht mehr viel los, so dass
es einige Zeit dauert, bis ich ein Taxi finde, dass mich durch die
dunkle Stadt in ein Hotel bringt.
Schon am nächsten Morgen verlasse ich nach einer
warmen Suppe zum Frühstück die Garnisonsstadt Erzurum und
mache mich wiederum per Bus auf den Weg nach Dogubayazit, der letzten
türkischen Stadt vor der iranischen Grenze. Hier treffe ich am
Nachmittag ein, so dass genügend Zeit bleibt, die Burgruinen von
Ishak Pasa, die sich über der Stadt befinden per Dolmus
(Sammeltaxi) zu besuchen. Am Abend gibt es bei einem Kepab noch ein
letztes Bier, welches mir der Kellner in einem mit Servietten
umwickelten Glas serviert, da er eigentlich kein Alkohol ausschenken
dürfte.
Ankunft
im
Iran
Zeitig mache ich mich am
nächsten Morgen nach dem Frühstück auf den Weg zur
Ausfallstrasse Richtung Grenze. Hier finde ich ein Sammeltaxi, welches
mich und andere Passagiere zur Grenze bringt. Die Fahrt geht an langen
Kolonnen von Lastwagen vorbei und endet direkt vor dem Gate. Der
Grenzübertritt ist absolut problemlos. Die Frauen, die in der
Türkei unverschleiert in den Bus eingestiegen waren, haben sich in
der Zwischenzeit den iranischen Sitten angepasst. Auf dem Weg per Taxi
nach Maku, der Grenzstadt auf der iranischen Seite, kommt mir die Idee,
dass ich eigentlich eine rund 80 km entfernte armenische Kirche aus dem
10. Jahrhundert besuchen könnte, bevor es weiter nach Täbris
geht. Ich sage dies dem Fahrer, welcher ganz begeistert ist, mich
für 20 USD zur Gahra Kelisa zur bringen. Zuerst muss er jedoch
noch sein Können im chaotischen Stadtverkehr von Maku unter Beweis
stellen, bevor es durch eine einsame Gegend über schmale
Bergstrassen zur Kirche von St. Thaddäus geht. Nach einem kurzen
Aufenthalt in der abgelegenen Kirche, bringt mich der Taxifahrer
zurück nach Maku, wo ich am Nachmittag eintreffe.
Der nächste Bus nach Täbris ist bereits
ausgebucht, der 16.00 Uhr Bus hat jedoch noch freie Plätze, so
dass ich mir für diesen ein Ticket kaufe. Auf dem Busbahnhof habe
ich nun auch noch Zeit für ein verspätetes Mittagessen. Die
Preise verwirren mich noch ein bisschen. Kann es sein, dass das
Mittagessen mehr kostet als das Busticket für die 300 km lange
Fahrt?
Um 20.30 Uhr komme ich in der ersten grösseren
Stadt im Iran an; Täbris hat 1.6 Millionen Einwohner und ist
für seinen Basar berühmt, welchen schon Marco Polo besucht
hat und der hinter Aleppo
der zweitgrösste sein soll. Ich leiste mir die Uebernachtung in
einem Hotel mit schon fast westlichen Standard. Mein Erster
Eindruck vom Iran: Die Leute sind freundlich und hilfsbereit aber nicht
aufdringlich.
Am
nächsten Morgen geht's zur Bank, wo ich 100 Euro nach dem
üblichen Papierkram in 950´000.00 Rial einwechsle. Als
reicher Mann verlasse ich die Bank. Die Kaufkraft ist enorm. So kostet
zum Beispiel ein Softdrink (Cola) 750 bis 1´000.00 Rial. Nun da
ich wieder flüssig bin, fahre ich mit dem Sammeltaxi zum Bahnhof,
wo ich mir ein Ticket für den Nachtzug nach Teheran kaufe. Danach
wandere ich die rund 4 km zurück in die Stadt, besuche am
Nachmittag den Basar, wo man als Tourist kaum beachtet wird und in Ruhe
auf Erkundungstour gehen kann. Ich finde eine Konditorei, die wohl die
besten Süssigkeiten im ganzen Iran herstellt; so kommt es mir
jedenfalls vor. Danach entspanne ich in einem Park und beobachte die
Iraner bei ihrer Freizeitgestaltung. Täbris hat mehrere Parks mit
Wasserbecken wo man Pedaloboot fahren kann, Karussells für die
Kinder, etc..
Am späteren Nachmittag mache im mich wieder auf den
Weg zum Bahnhof. Der Zug fährt auf die Minute pünktlich um
18.00 Uhr ab, nach dem Pass und Ticket kontrolliert wurden und alles
korrekt auf einer Liste abgestrichen ist. Zu viert teilen wir uns ein
Abteil. Einer der Passagiere, ein Dozent an der Universität in
Täbris, spricht Englisch und wir diskutieren über den Iran,
den Irak, Europa und Amerika. Alles was ich sage, wird von ihm für
die anderen beiden Passagiere ins Persische übersetzt. Eine
mitreisende Frau mit ihrem Sohn versorgt mich mit Trauben und anderen
Häppchen. Das Essen, Reis mit Hühnchen, wird im Abteil
serviert. Da ich nicht alles Reis esse, fragt mich die Frau über
den englisch sprechenden Dozenten, ob wir in der Schweiz kein Reis
essen würden. Unterwegs hält der Zug an einem Bahnhof mit
Moschee, so dass die Gläubigen ihr Abendgebet verrichten
können. Am Morgen treffe ich nach einer angenehmen Reise in
Teheran ein, wo ich mich gleich wieder zum Busbahnhof für die
Weiterreise nach Isfahan aufmache.
Isfahan
Nach einigen
Stunden Busfahrt komme ich am Nachmittag in Isfahan an. Ich finde ein
kleines freundliches Hotel, wo ich für 15 USD übernachten
kann. Heute ist der Geburtstag Mohammeds und so haben die meisten
Geschäfte geschlossen. Ich besuche den riesigen Hauptplatz mit
seinen wunderschön verzierten Moscheen und Palästen. Am Abend
mische ich mich unter die flanierenden Isfahanis, welche entlang dem
Pendant der Zürcher Bahnhofstrasse die Auslagen der Geschäfte
begutachten und den Feiertag geniessen. Die Parks sind schon fast
überbelegt mit Familien, die ein Abendpicknick veranstalten.
Entlang des Flusses, bei den historischen Brücken, trifft man sich
in Teehäusern oder spaziert in den Parkanlagen. Es werden Snacks
und Feuerwerk verkauft und es herrscht schon fast
Volksfestatmosphäre. Nach drei Tagen in Isfahan, mit vielen
herzlichen Begegnungen, sind die meisten Sehenswürdigkeiten
besucht und ein erstes Souvenir ist gekauft, so dass die Reise weiter
Richtung Shiraz fortgesetzt werden kann.
Shiraz
und
Persepolis
Wiederum ist eine längere Busfahrt geschafft, als
ich in Shiraz eintreffe. Auch hier ist die Stimmung angenehm und
relaxt. Ich besuche den Basar, wo ich mich wiederum völlig
ungestört umsehen kann. Es ist heiss, so dass hier am Nachmittag
alle Siesta machen. Per Taxi mache ich am nächsten Morgen einen
Ausflug in die antike Ruinenstadt Persepolis, welche aus der Zeit von
559 bis 330 v. Chr. stammt. Anhand der Ruinen lässt sich ein guter
Eindruck vom für die damalige Zeit hohen Zivilisationsstand der
persischen Hochkultur gewinnen.
Bam
Nach einer Uebernachtung in Kerman, welches bei mir nach
den Besuchen in Isfahan und Shiraz keinen bleibenden Eindruck
hinterlassen hat, geht es weiter ostwärts in die Oasenstadt Bam.
Bam ist eine
typische Oasenstadt mit tausenden von Dattelpalmen und
Bewässerungskanälen, die die Stadt durchziehen. Hier,
inmitten der Wüste scheint Wasser im Ueberfluss vorhanden zu sein.
Das Wahrzeichen von Bam ist die riesige sandkastenähnliche Burg,
die einmal bis zu 13´000 Einwohner beherbergte. Im Akhbar Guest
House treffe ich drei weitere Traveller, zwei Deutsche und ein Finne,
die am nächsten Tag ebenfalls weiter zur Grenze und nach Pakistan
wollen. Bei einem vegetarischen Nachtessen und frischen Dattelpalmen
nehmen wir schon Mal Abschied vom Iran.
Um 6.00 Uhr am nächsten Morgen wartet das Taxi am
Eingangstor des Guesthouses um uns vier zum Busbahnhof zu bringen. Die
letzte Busfahrt im Iran geht wiederum durch die Wüste nach
Zahedan, dem letzten grösseren Ort vor der Grenze. Fünf
Stunden später, es ist Mittagszeit, erreichen wir Zahedan. Es ist
windig und der herumfliegende Abfall vermischt sich mit dem Sand.
Zahedan ist zwar triste Grenzstadt, die effektive Grenze ist jedoch
noch rund 100 km entfernt. Wir finden einen Taxifahrer, der uns
für einen vernünftigen Preis zur Grenze fährt. Die
Ausreise aus dem Iran gestaltet sich so unspektakulär wie die
Einreise; Ausreisestempel, einige Tipps über die Weiterreise und
das wars.
Pakistan
Auch in Pakistan macht der herumwirbelnde Staub die
Hitze unerträglich. Die Grenzbeamten machen gerade Pause und so
nehmen wir im "Openair-Wartesaal" platz. Nach einer Viertelstunde ist
die Mittagspause vorbei und wir werden prioritär vor den wartenden
Pakistani abgefertigt. Der Pass wird genauestens studiert, man fragt
woher wir kämen und alles wird in ein grosses Buch eingetragen.
Die Standardantwort auf die meisten Fragen scheint "No problem" zu
sein. Schwungvoll verewigt sich der Beamte mit dem Einreisestempel im
Pass und wir sind auf dem indischen Subkontinent und in Pakistan
angekommen.
Kaum
haben wir die Grenzbaracke verlassen erwarten uns die Geldwechsler mit
ihren denkbar schlechten Kursen. Auch ein Busticket nach Quetta
lässt sich kaufen. Der Bus soll gegen 16.00 Uhr abfahren so dass
genügend Zeit für ein verspätetes Mittagessen bleibt.
Das Essen besteht typischerweise aus Hühnchen, Sauce und
Fladenbrot. Als Ausländer und dazu noch mit einer Frau in unserer
Gruppe sind wir, seit wir das Restaurant betreten haben, die
Hauptattraktion und der Fernseher mit DVD, der in der Ecke steht, ist
nicht mehr interessant. Während wir essen, wird der Bus beladen.
Ein lukratives Geschäft scheint der Import von Waschmittel zu
sein, mit welchem der Bus von der Gepäckablage bis unter die Sitze
vollgestopft ist. Schon vor der Abfahrtszeit werden wir richtig dazu
gedrängt in den Bus zu steigen. Die Fahrt geht los, jedoch nur
einige Häuser weiter, wo die meisten Passagiere wieder aussteigen.
Rund eine Stunde später sind alle Passagiere an Bord und die 630
km lange Fahrt kann losgehen. Die Passagiere scheinen Vorfahren in ganz
Zentralasien gehabt zu haben. Man sieht Leute mit mongolischen
Gesichtszügen, Turkmenen, Afghani etc.. Einige Passagiere machen
sich auf Wolldecken im Gang des Busses bequem. Nach einem letzten
Tankstopp und einem Checkpost der Polizei kommt der voll- oder wohl
besser gesagt überbeladene Bus langsam in Fahrt. Ausser einigen
Dromedaren in der Wüste gibt es vor dem Eindunkeln nichts
besonderes zu sehen. Nach einem Zwischenstopp mit Nachtessen wird der
Bus von einer Polizeieskorte weiter durch die Nacht begleitet. Die
geteerte Strasse ist inzwischen einer Staubpiste gewichen. An Schlafen
ist bei mir nicht zu denken. Der stolze Handybesitzer vor mir,
lässt schon zum Hundertstenmal die gleiche Melodie ertönen,
dies scheint jedoch niemanden zu stören. Ich bin froh, als sich
die ersten Zeichen des Morgens andeuten und wir uns Quetta nähern.
18 Stunden nach unserem Start erreichen wir schlussendlich die
Hauptstadt der Provinz Baluchistan.
Quetta
Möglichst schnell in ein Hotel und unter die warme
Dusche. Danach geht es mir wieder besser. Unsere Gruppe hat sich
getrennt und jeder geht wieder seine eigenen Wege.
Mein Weg führt mich zuerst zur National Bank of
Pakistan, wo ich mir die nötigen Rupien für die nächsten
Tage besorge. In den 45 Minuten, die ich auf der Bank verbringe, werde
ich mit Tee bewirtet und helfe als Banker dem Angestellten gleich beim
Aufaddieren von irgendwelchen Zollbelegen, während er in der
Zwischenzeit die nötigen Formulare stempelt und ausfüllt. Als
nächstes muss ich mich um die Weiterreise kümmern. Die
einzige Variante um einigermassen bequem und sicher nach Lahore zu
kommen ist die Eisenbahn. Vor den Ticketschaltern wimmelt es dann auch
von Leuten, die die genau gleiche Idee haben. Hier treffe ich auch die
beiden Deutschen wieder. Die Schalter stammen noch aus Kolonialzeiten
und sind nur auf arabisch angeschrieben. Das mit dem Schlangenstehen
funktioniert jedoch nicht nach englischem Muster. Ich finde trotzdem
ziemlich schnell heraus, dass die erste Klasse, die sich einen Monat im
voraus buchen lässt, für die nächste Woche ausgebucht
ist. Zwangsweise entscheide ich mich zum Kauf eines Tickets in der
Economyclass. Obwohl das Reservationssystem voll computerisiert ist,
heisst dies wiederum an einem anderen Schalter anzustehen. Ich habe das
Schalterfenster schon fast erreicht, als es Zeit für die
Mittagspause ist und ich den Ticketkauf auf den Nachmittag verschieben
muss. Schlussendlich klappt es dann doch noch und ich kann mir einen
reservierten Sitzplatz in der Economyclass für den morgigen Zug
nach Lahore kaufen.
Zugfahrt nach Lahore
Mehr oder weniger problemlos finden ich meinen Sitzplatz
Nr. 42 im Wagen Nr. 8. Es hat sogar noch genügend Platz für
mein
Gepäck. Der Wagen verfügt über keine geschlossenen
Abteile. Neben den Passagieren mit einem reservierten Sitzplatz gibt es
auch noch solche ohne Reservation, die sich einem Platz im Gang und auf
den Plattformen suchen. Dies hat auch zur Folge, dass sobald man seinen
Platz verlassen hat, dieser sogleich wieder besetzt wird. Die
dreissigstündige Fahrt beginnt um 7 Uhr morgens. Zuerst geht es
durch eine karge Landschaft, vorbei an Backstein-Brennereien und
Flüchtlingslagern. Danach wird auf der 1885 von den Briten
erbauten Strecke der Bolan-Pass überquert. Es geht durch 20
Tunnels, mit welchen eine Höhendifferenz von rund 1'600 m
überwunden wird, bevor die Fahrt weiter durch die Wüste von
Baluchistan geht. Verschiedene fliegende Händler verkaufen karge
Portionen an Reiseproviant. Der Zug wird von Bahnpolizisten begleitet,
die an den grösseren Stationen jeweils ausgewechselt werden. Dies
hat zur Folge, dass sie den Ausländer immer wieder von neuem mit
den obligaten Fragen nach dem woher und wohin begrüssen. Wenn der
Schaffner die Tickets kontrolliert, tut er dies in Begleitung von zwei
Bahnpolizisten. Einer meiner Mitreisenden spricht Englisch und
berichtet seinen Mitreisenden und den neu Zusteigenden ohne mein zutun
immer wieder von wo ich komme und was ich mache. Bei speziellen Fragen
nimmt er Rücksprache bei mir, welche er jeweils mit den Worten
einleitet "Village people want to know..." Mit der Zeit lassen wir die
Wüste hinter uns und die Fahrt geht durch fruchtbare mit Wasser
geflutete Reisfelder. Inzwischen ist die Strecke auch elektrifiziert,
so dass die Reisegeschwindigkeit zunimmt. Am Abend lassen sich pro
Abteil sechs Pritschen herunterklappen, auf denen man ganz bequem
schlafen kann. Der Wagen, schon von der Durchquerung der Wüste
ziemlich staubig, wird mit jeder Stunde dreckiger. Ich habe
genügend Zeit zu lesen und mein Tagebuch zu schreiben, wobei ich
von den Mitreisenden aufmerksam beobachtet werde. Wir nähern uns
Lahore, es ist Sonntag. Die pakistanische Cricketmannschaft
empfängt die südafrikanische und alle Jungen sind am
Cricketspielen. Um die Mittagszeit treffen wir in der Central Station
von Lahore ein.
Lahore und Peshawar
Nach nur einer Nacht in Lahore geht es weiter nach
Peshawar, dem Tor zu Afghanistan. Die Autobahn bis Islamabad ist gut
ausgebaut, so dass die Busfahrt zügig voran geht. Peshawar ist
eine quirlige Grenz- und Handelsstadt mit einem lebendigen Basar und
einem interessanten Bevölkerungsmix. Haupteinnahmequelle für
die Händler ist der Schmuggel aller möglicher Güter
über die Grenze von Afghanistan nach Pakistan. Auch für
Waffen und Drogen ist Peshawar berühmt. Es gibt unteranderem einen
eigenen Waffenbasar, welcher für Ausländer jedoch nicht
zugänglich ist. Ich verbringe meine Zeit hauptsächlich im
Basar und in der Altstadt. Nach drei Tagen in Peshawar geht es
zurück nach Lahore, der zweitgrössten Stadt Pakistans mit
über 5 Mio. Einwohnern und all den Nebenerscheinungen einer
Grosstadt in der dritten Welt. Auf der Busfahrt zurück werden dann
auch Schmuggelwaren entdeckt und deren Besitzer von der Polizei
kurzerhand zusammengeschlagen. Von einem Mitreisenden werde ich zum
Essen in seinem Heimatdorf eingeladen, da ich jedoch weiter nach Lahore
muss, gibt er mir 50 Rupien, damit ich mir selber etwas zu Essen kaufen
kann!
Die vielen Autorickschas mit ihren Diesel- oder
Zweitaktmotoren sind eine Ursache für die schlechte Luft in der
Stadt. Aber auch in Lahore gibt es durchaus ruhige Orte. So befindet
sich zum Beispiel der älteste Zoo des indischen Subkontinents hier
und auch die Badshahi Moschee und das Lahore Fort sind unbedingt ein
Besuch wert.
Nach einigen Tagen in Lahore geht es mit vielen neuen
Eindrücken per Flugzeug zurück in die Schweiz, nach dem mich
der Taxifahrer mitten in der Nacht sicher jedoch ohne Licht zum
Flughafen gefahren hatte.
Hier geht's
zum
Bericht über die Reise von Moskau nach Islamabad
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