Von Kinshasa nach
Yaoundé
Drei Wochen mit öffentlichen Verkehrsmittlen
unterwegs durch die beiden Kongo, Gabun, São Tomé und
Principe sowie Kamerun / Reisebericht
Auf dem
Landweg von Kinshasa Richtung Norden durch die beiden Kongos und Gabun
nach
Kamerun? Ist dies in nur drei Wochen möglich und lässt die
Sicherheitssituation
eine solche Reise überhaupt zu? Nach einiger Vorbereitungszeit
habe ich mich
entschlossen, es zu versuchen. Ich habe die nötigen Visa in der
Tasche und das
Flugticket ist gebucht. Ich bin gespannt, was mich erwartet.
Die Reise
beginnt am Samstag, 22. August mit einem Air France Flug via Paris nach
Kinshasa. Einige Minuten nach sechs Uhr abends und nach einem Ueberflug
des
Flughafens landen wir in der Hauptstadt der Demokratischen Republik
Kongo. Es
ist bereits dunkel. Auf dem Flughafen gilt ein striktes
Fotografierverbot. Ich
erwische den ersten Bus, der die Passagiere zum
Abfertigungsgebäude bringt.
Somit bin ich einer der ersten Passagiere, die an der Passkontrolle
eintreffen.
Der Flughafen scheint ein Anziehungspunkt für alle Sorten von
uniformierten
Personen zu sein. Es wimmelt von Soldaten und Polizisten. Die Einreise
läuft
korrekt ab, die Einreisekarten wurden bereits im Flugzeug verteilt und
ich
erhalte problemlos meinen Einreisestempel. Noch vor der
Gepäckausgabe finde ich
meinen „Protocoliste“, den ich durch das Hotel gebucht habe und der
mich
möglichst rasch durch die nun doch etwas chaotischere
Zollkontrolle und
anschliessend ins Hotel bringen soll.
Dem Flughafen
sieht man sein Alter an und er platzt aus allen Nähten. Beim
Gepäckband stehen
mit Knüppeln bewaffnete Gendarmen, die für Ordnung sorgen
sollen. Wirklich ein
etwas spezieller Anblick. Neben den Passagieren sind nun Polizisten,
Militär,
Gepäckträger, Verwandte und Bekannte im Raum. Es herrscht ein
grosses Gewühl
und einige Leute versuchen ihr Gepäck schon bevor es auf dem
Rollband landet,
von den Gepäckwagen zu holen.
Ich scheine
als einziger Passagier die Gewichtslimite nicht ausgeschöpft zu
haben und bin
froh als mein Rucksack auch bald auftaucht. Im Schlepptau meines
Protocoliste
bahne ich mir einen Weg durch das Gewühl, vorbei an der
Zollkontrolle zum
Ausgang. Hier auf dem Vorplatz wartet ein Fahrzeug, das uns auf einer
etwa
halbstündigen Fahrt über ungeteerte Strassen durch die
unbeleuchtete Stadt ins
Zentrum und zu meinem Hotel bringt, wo ich dann gegen 20 Uhr eintreffe.
Etwas Luxus
darf ja sein und so habe ich mich für die ersten beiden
Nächte im Kongo im
besten Hotel der Stadt, dem Memling, einquartiert. Es war auch das
einzige
Hotel, das auf meine Anfragen reagiert hat. Nun ja USD 285 pro Nacht
für ein
Standardzimmer ohne Frühstück werde ich wohl nicht mehr so
schnell bezahlen,
dass Gefühl das bei der Ankunft eine sichere Unterkunft auf einem
wartet, ist
aber auch etwas wert. Ich bin also wohlbehalten in meiner Unterkunft
angekommen
und nun bleibt Zeit sich bei einem Abendessen mit einem ersten
kongolesischen
Bier an der Poolanlage zu entspannen. Für USD 58 gibt es
argentinisches Beef
und nun weiss ich auch, warum Kinshasa bei Ausländern als teure
Stadt gilt.
Am
nächsten
Morgen lasse ich das Frühstücksbuffet für USD 27 links
liegen und gönne mir
dafür für kleines Geld ein mit Mayonnaise, Streichwurst und
Eiern gefülltes
Baguette an der Strassenecke. Zu Fuss mache ich mich auf den Weg zum
nächsten
libanesischen Supermarkt, wo ich mich mit Mineralwasser und weiterem
Proviant
eindecke. Alles was importiert werden muss ist entsprechend teuer.
Zweitwährung
im Kongo ist der US-Dollar. Die grösste Banknote in kongolesischen
Francs ist
nicht mal einen Dollar wert. Meine Entdeckungsreise zu Fuss geht weiter
in
Richtung „Le Beach“. Dies ist die An- und Ablagestelle für alle
Boote nach
Kongo-Brazzaville. Die Strecke ist doch ziemlich weit, so dass ich wohl
Morgen
mit dem Gepäck, ein Taxi nehmen werde. Auch wegen der vielen
Polizisten, die
fast an jeder Strassenecke stehen. Ansonsten sind die Leute nett und
fühle mich
ziemlich sicher. Kinshasa ist nicht gerade für seine
Sehenswürdigkeiten
bekannt, so dass ich mich entschliesse, den Nachmittag in der
abgekapselten
Luxuswelt des Hotels zu verbringen. Ich nutze den Nachmittag um etwas
zu lesen
und bei den Hotelangestellten weitere Infos zu Fährverbindungen
und ungefähre Abfahrtszeiten
in Erfahrung zu bringen
Heute heisst
es früh aufstehen. Zuerst hole ich mir wieder mein
Frühstück beim
Strassenhändler. Nachdem auschecken geht es mit dem Taxi für
USD 10 zum „le
Beach“. Als ich mit
dem Taxi dort eintreffe, scheinen die Leute nur auf mich gewartet zu
haben.
Alles stürzt sich auf mich. Ich werde zum Verkaufsschalter
für die „Canoe
Rapide“ geleitet und kann mein Ticket für USD 25 kaufen. Im Preis
inbegriffen
ist ein weiterer „Protocoliste“, der mich durch das Ausreiseprozedere
begleiten
wird.
Vorbei an
verschiedenen Offiziellen, die alle in den Pass schauen wollen, geht es
zum
Mann mit dem Stempel. Dieser kostet eine kleine Gebühr von 2‘000
Francs. Der
Zoll, wo man auch sein Geld deklarieren sollte, möchte für
seine Dienste
weitere 1‘000 Francs. Dafür bleibt es bei einer Sichtkontrolle des
Passes. Weiter
geht es zum Geldwechsler. Dass der Wechselkurs hier nicht zu den besten
gehört
ist klar. Dass beim Nachzählen CFA 10‘000 fehlen war nur ein
kleines
Missgeschick, wofür er sich entschuldigt. Nach dem Deal
gönnen sich der
Protocoliste und der Wechsler ein Sucre, für das ich anschliessend
ohne es
zuvor abgemacht zu haben noch aufkommen muss. Mein Pass wurde in der
Zwischenzeit vom einzigen Offiziellen ohne Uniform eingezogen. Ich soll
ihn
dann beim an Bord gehen wieder zurückerhalten. Ich hoffe doch
stark, dass dem
auch so ist.
Neben den
kleinen Schnellbooten gibt es noch eine grosse Fähre, die die
Reise einmal pro
Tag unternimmt und nun bereits beladen wird. Es geht nicht gerade
zimperlich zu
und her. Die Gepäckträger tragen Riesenlasten und werden
dabei von Polizisten,
die auch mal ihren Knüppel oder ein Seilende ziehen
herumdirigiert.
Nun warte ich
also alleine und ohne meinen Pass darauf, was weiter passiert. Mit der
Zeit
treffen weitere privilegierte Reisende ein, was sich positiv auf meine
Nerven
auswirkt und als dann auch noch ein Polizist mit der Passagierliste
auftaucht
und die Pässe wieder austeilt, bin ich schon wieder richtig
entspannt.
Wir besteigen
das Schnellboot und die rund halbstündige Fahrt über den
Kongofluss nach
Brazzaville beginnt. In Brazzaville muss sich das Boot erst eine
Anlagestelle
suchen.
Hier in der
Hauptstadt der Republik Kongo ist es viel beschaulicher als auf der
gegenüberliegenden Seite. Im muss eine Hafentaxe von CFA 1‘000
bezahlen. Der
Zoll benötigt für seine Dienste auch noch CFA 2‘000. Danach
kann ich das
Einreiseformular ausfüllen und bekomme den Einreisestempel. Zu
Fuss mache ich
mich auf dem Weg ins Hotel. Im zentral gelegenen Hotel Saphir bekomme
ich ein
kleines Zimmer, welches jedoch fast 100 Euro kostet. Ich fühle
mich sehr wohl
in der Stadt. Es scheint keine grösseren Sicherheitsprobleme zu
geben und die
Stadt verfügt über ein gutes Angebot an Restaurants und
Strassencafes.
Ich nutze die
Zeit für einen Bankbesuch, wo ich meine Euros in CFA umtausche und
wie gewünscht
eine ganze Menge Banknoten in kleinen Stückelungen bekomme. Nun
bin ich also
geldmässig für das „Hinterland“ gerüstet. Noch vor dem
Mittagessen mache ich
mit dem Taxi auf dem Weg zur „Agence Ocean du Nord“. Hier kaufe ich mir
ein
Billet für die Fahrt nach Oyo am nächsten Morgen. Das Ticket
gibt’s für CFA
5‘000. Nun bin ich aber hungrig und zurück im Stadtzentrum gibt’s
beim
Libanesen als plat du jour Poulet mit Reis. In einem modernen
Supermarkt kaufe
ich nochmals ein und mache danach zu Fuss eine kleine
Stadtbesichtigung. Unter
anderem statte ich auch der Kathedrale einen Besuch ab. Nach dem
Abendessen in
einem in der Nähe des Hotels gelegenen Restaurant geht es
früh zu Bett.
Heute bin ich
mal wieder früh aufgestanden. Um sechs Uhr muss ich ja bei der
Busstation sein.
Also mache ich mich um 5 Uhr also noch vor Sonnenaufgang vor dem Hotel
auf die
Suche nach einem Taxi. Während es in Kinshasa vor Wachen und
Stacheldraht nur
so gewimmelt hat, scheint hier in Brazzaville die Kriminalität
deutlich tiefer
zu sein. Der Eingang zum Hotel ist weder abgesperrt noch bewacht. Da
sich kein
Taxi blicken lässt gehe ich zur nächsten Kreuzung, wo ich
nach einigem Warten ein
Taxi finde.
Pünktlich
vor
sechs Uhr treffe ich bei der Agence ein. Wie vielfach scheint es
für Ausländer
und Einheimische verschiedene Abfahrtszeiten zu geben. Ich hätte
eigentlich
ruhig noch etwas ausschlafen können. Aber so gegen 7.30 Uhr ist
alles Gepäck
verladen und der Ueberlandbus zu Abfahrt bereit. Ich hatte also
genügend Zeit
um mir ein Frühstück bestehend aus einem Baguette mit Eiern
und Keksen zu
gönnen und kann die Fahrt gestärkt angehen.
Die Fahrt
führt auf einer gut ausgebauten Strecke durch eine teilweise recht
hügelige
Landschaft nach Oyo. Oyo ist das Heimatdorf des im Sommer
wiedergewählten Präsidenten
Denis Sassou. Im Moment wird der Flughafen von den Chinesen ausgebaut
und der
grosse Palast des Präsidenten ist auch nicht zu übersehen.
Die Einwohner
scheinen auch ein wenig profitieren zu können. Auch wenn es nur in
Form eines
neuen T-shirts oder Basballcaps mit dem Slogan „Sassou for president“
ist. Am
Nachmittag treffe ich in Oyo ein. Mit der Hilfe eines Taxifahrers finde
ich im
weitläufigen Dorf eine Unterkunft in der Auberge Berger. Die
Auberge wird von
einem libanesischen Brüderpaar betrieben und besteht aus einem
Restaurant mit
einigen einfachen Zimmern. In Oyo ist es heiss und schwül. Nach
einem
Willkommensdrink an der Bar erkläre ich den Libanesen, dass ich
weiter nach
Gabun will. Der eine Bruder besitzt einen roten 3er-BMW auf den er sehr
stolz
ist. Also nutzen wir die Gelegenheit und fahren das Dorf noch
Abfahrtsorten für
die Lastwagen auf der Route du Gabon ab. So wie es aussieht scheint
Morgen kein
Lastwagen zu fahren. Ich entspanne in der Auberge, geniesse als
Abendessen
feinen Fisch und schaue dem abendlichen Treiben im Dorf zu. Das ganze
wird
durch den Gesang aus der nahen Kirche begleitet. Da es keinen Strom
gibt gehe
ich wieder früh zu Bett. An Schlafen ist wegen der Schwüle
aber lange nicht zu
denken.
Nach dem
Morgenessen mache ich nochmals eine Ausfahrt im BMW, aber es scheint
heute
wirklich keine Lastwagen in Richtung Gabun zu geben. Wie mir die Leute
aber
versichern, soll Morgen ein Lastwagen aus Brazzaville kommen. Mal
sehen. Nun
bleibt also wieder genügend Zeit zum Ausspannen und um das
weitläufige Dorf zu
erkunden. Wobei es wirklich sehr heiss ist, dass ich es mir relativ
schnell an
einem schattigen Plätzchen in der Auberge gemütlich mache.
Das
libanesische
Brüderpaar geht es auch gemütlich an und ist
hauptsächlich mit Wasserpfeifenrauchen
beschäftigt. Am nächsten Morgen erkundige ich mich nochmals
nach Mitfahrgelegenheiten
und die Leute versichern mir, dass am späten Nachmittag ein
Lastwagen abfahren
wird. Als Mittagessen geniesse ich einen Hamburger Royale und kaum habe
ich
fertiggegessen, kommt auch schon ein Bote, mit der Nachricht, dass der
Lastwagen nun eingetroffen sei und ich mich beeilen solle. Ich packe
also meine
Sachen zusammen, verabschiede mich von den Libanesen und folge dem
Nachrichtenüberbringer zum Sammelplatz. Der Lastwagen ist da. Es
handelt sich
um einen grünen Mercedes-Kipplaster. Geladen hat nur einige Kisten
Seife. Ausser
mir scheint es keine weiteren Passagiere zu geben. Der junge Fahrer
kommt aus
Gabun und scheint ganz ok zu sein. Der übliche Fahrpreis in der
Kabine ist CFA
50‘000. Zusammen mit seinem Helfer muss er sich der Fahrer zuerst noch
verpflegen. Gegen Abend geht es dann los. Ausgangs Oyo werden die
Fahrpapiere
bei der Gendarmerie abgestempelt. Dann geht es zuerst auf geteerter
Strecke
weiter. Ich sitze in der Kabine auf dem Mittelsitz. Nach einigen
Kilometern ist
die Strasse nicht mehr geteert. Hier gibt es nochmals eine
Polizeikontrolle, wo
man sich für meine Papiere interessiert. Es heisst aussteigen und
dem
Polizisten Rede und Antwort stehen. Er erzählt mir auch was vom
harten Leben
als Polizist und der Möglichkeit für CFA 500 sein
Prepaidhandy aufzuladen. Mein
Französisch ist in diesem Fall aber so schlecht, dass ich sein
Anliegen nicht so
richtig verstehen will…
Der
Telefonmast vor dem Polizeiposten scheint als Freiluftgefängnis zu
dienen.
Jedenfalls ist ein Mann mit Handschellen an den Mast gekettet. Nachdem
der
Fahrer mir auch noch etwas hilft und dem Polizisten bestätigt,
dass ich kaum
Französisch kann, geht die Fahrt weiter. Nun nicht mehr auf der
gut ausgebauten
Strasse sondern auf einer Sandpiste. Als es schon eindunkelt, kreuzen
wir einen
Lastwagen, der eine Panne hat und dessen Fahrer nicht die nötigen
Werkzeuge zu
haben scheint. Also wird kurz ausgeholfen, bevor die Fahrt weitergeht.
Gegen 20
Uhr erreichen wir ein Dorf. Hier wird Zwischenstopp gemacht und wir
genehmigen
uns alle ein Bier. Der Fahrer nutzt die Gelegenheit und bietet einigen
Passagieren eine Mitfahrgelegenheit auf der Ladefläche an. Nach
dieser
angenehmen Pause geht die Fahrt durch die Nacht weiter. Wir treffen
immer
wieder auf chinesische Arbeitskolonnen, die daran sind, die Strasse im
Eiltempo
und auch bei Nacht auszubauen. Zwischendurch schaut der Helfer, ob die
Passagiere noch nicht von der Ladefläche gefallen sind. Die Fahrt
ist eine sehr
holprige Angelegenheit und mein Rücken wird nach der Fahrt
ziemlich
angescheuert sein. Eigentlich schade, dass wir in der Nacht unterwegs
sind, so
bekomme ich nur wenig von der Landschaft mit.
Gegen 1.30 Uhr
kommen wir am kongolesischen Grenzposten an. Ich frage mich schon, was
nun hier
mitten in der Nacht passieren wird und stelle mich auf eine
längere Wartezeit
bis zum Sonnenaufgang ein. Dem ist aber nicht so. Wir besuchen die
Beamten der
Polizei, Gendarmerie und Immigration in ihren Hütten und wecken
sie respektvoll
aus ihrem Tiefschlaf. Diese brauchen zwar einige Zeit bis sie
ansprechbar sind,
zünden dann aber ohne Murren ihre Oellampen an, schlagen ihre
Bücher auf,
machen die nötigen Eintragungen und geben mir problemlos den
Ausreisestempel.
Einige Stunden später erreichen wir den gabunesischen Grenzposten.
Hier dauert
es einiges länger bis der Chef, den wir laut schnarchen
hören, aus seinem
Tiefschlaf geweckt ist. Aber auch hier bekomme ich nach dem
Ausfüllen des
Einreiseformulars problemlos meinen Stempel.
In Gabun geht
die Fahrt nun wieder auf einer gutausgebauten Strasse durch eine
landschaftlich
sehr schöne Gegend Richtung Franceville. Unterwegs kommen wir noch
in eine
Zollkontrolle. Die bewaffneten Soldaten belassen es nicht bei einer
Prüfung des
Passes. Auch mein Rucksack wird genauestens durchsucht. Da auch dies
nicht zum
gewünschten Ergebnis zu führen scheint, müssen nun all
die Kisten mit den
Hygieneprodukten abgeladen werden und werden einzeln kontrolliert. Der
Chauffeur ist ab der Prozedur entsprechend genervt, scheint aber auch
nicht
willens zu sein, eine Gebühr zu bezahlen. Nach einiger Zeit sehen
dies auch die
Soldaten ein und wir dürfen die Ladung wieder aufladen. Vorbei an
Bongoville,
dem Heimatdorf des verstorbenen Präsidenten erreichen wir gegen 7
Uhr
Franceville.
Franceville
ist mit etwas über 40‘000 Einwohnern die drittgrösste Stadt
Gabuns, da sich die
Stadt sehr weitläufig über viele Hügel erstreckt,
fühlt man sich aber eher wie
in einem grösseren Dorf. Die Lastwagencrew lädt mich im
Zentrum ab.
Ich finde eine
hübsche und günstige Herberge, in der ich bereits so
früh morgens einchecken
kann. Bei einer Dusche wasche ich mir den orangenen Staub vom Leib. In
Gabun
sind dieses Wochenende Wahlen. Ali Bongo, der Sohn des verstorbenen
Präsidenten
und aktueller Verteidigungsminister ist einer der Kandidaten.
Franceville und
das nahegelegene Bongoville sind das Zentrum seiner Anhänger, die
alle mit
weissen T-shirts ausstaffiert sind und die Stadt bevölkern. Was
auffällt ist,
dass der Lebensstandard in Gabun doch deutlich höher als im Kongo
zu sein
scheint. Nachdem ich mich etwas von der nächtlichen Lastwagenfahrt
erholt habe,
mache ich mich mit einem Taxi auf den Weg zum Bahnhof. Am Sonntagabend
fährt
der nächste Zug nach Libreville. Leider gibt es nur noch
Plätze in der zweiten
Klasse und so kaufe ich mir ein Ticket für CFA 35‘000. Mit einem
Sammeltaxi
fahre ich anschliessend mit einigen Umwegen zurück ins
Stadtzentrum. Das
Abendessen nehme ich in meiner Herberge ein. Es gibt Gazellenfleisch
mit Reis.
Schmeckt wie Wild, ist aber ziemlich zäh. Im Fernsehen laufen die
Werbespots
von Ali Bongo. Das es anscheinend auch noch andere Kandidaten gibt,
bekommt man
auf dem staatlichen Sender nicht mit. In Bongoville findet eine grosse
Wahlveranstaltung statt, so dass sich diesen Abend nur noch wenige
Anhänger in
Franceville befinden und ich das Restaurant wieder einmal fast für
mich alleine
habe.
Nun ist also
Wahltag und mein Zug nach Libreville wird am Abend abfahren. Ich gehe
den Tag
gemütlich an und mache mich dann am Mittag schon auf den Weg zum
Bahnhof, wo
mir genügend Zeit bleibt, etwas zu lesen und die Leute zu
beobachten. Mit etwa
einstündiger Verspätung werden die Tore zum Bahnsteig
geöffnet und alles drängt
zum bereitstehenden Zug. Ich finde meinen Platz in einem ehemaligen
Zweitklasswagen der SNCF. Mit mir sind viele Jugendliche unterwegs.
Würden wir
nicht durch eine tropische Landschaft fahren, könnte man fast
meinen, dass wir
uns in Frankreich befinden. Gesprächsstoff liefern natürlich
die Wahlen. Viele
Junge wünschen sich einen Wechsel, nach der über
vierzigjährigen Herrschaft von
Bongo Senior. Mit etwa 3 Stunden Verspätung erreicht der Zug die
Vororte von
Libreville. Im Bahnhof angekommen und nach dem Verlassen des Zuges,
werde ich
gleich von der Polizei in Gewahrsam genommen. Beim Chef de poste, dem
Mann mit
dem dicken Bauch, wie mir die Leute erklären, muss ich Auskunft
über meine
Reisepläne geben. Bemängelt wird unter anderem, dass ich
keine Hotelreservation
und kein Rückflugticket hätte. Ich mache es mir im Büro
bequem, erkläre meine
Reisepläne und nach einer gewissen Zeit verliert der Chef das
Interesse an mir
und ich bekomme den Reisepass zurück. Unterdessen haben sich
nämlich einige
Einheimische eingefunden, die nicht über korrekte Papiere
verfügen und das
Strafmass wird schon eifrig diskutiert. Eine halbe Stunde nach der
Ankunft auf
dem Bahnhof kann ich mir also ein Taxi für die Fahrt in die Stadt
suchen.
Mit dem Taxi
geht’s ins Somotel. Zentral gelegen, sicher und günstig. Es ist
Montag, die
Geschäfte haben aber wegen den Wahlen noch geschlossen. Ich mache
mich zu Fuss
daran, die Hauptstadt zu erkunden. Es scheint alles sehr ordentlich zu
sein.
Auch hier fühlt man sich fast wie in Frankreich. Es gibt
französische
Supermärkte und Strassencafes. Was etwas irritiert ist die starke
Militär- und
Polizeipräsenz.
Ich habe mich
entschieden einen Ausflug auf die Insel Sao Tomé und Principe zu
machen.
Politisch ist das Klima in Gabun immer gereizter und die Stimmen noch
nicht
ausgezählt. Nach einigem Suchen finde ich die Botschaft von Sao
Tomé und
Principe und kann meinen Visumantrag abgeben. Kosten CFA 40‘000, das
Visa ist
am nächsten Tag ab 11 Uhr abholbereit. Anschliessend suche ich das
Verkaufsbüro
von Air Service, einer der beiden Fluggesellschaften, die von
Libreville nach
São Tomé fliegen, und kaufe mir das Flugticket. Abflug
ist am
nächsten Tag um
14 Uhr.
Nach einer
weiteren Nacht in Libreville gehe ich zu Fuss zur Botschaft und bekomme
wie
versprochen mein Visum. Also zurück zum Hotel, den Rucksack holen
und dann auch
gleich weiter zum Flughafen. Mit einer kleinen Turbopropmaschine geht
es via
Port Gentil nach São Tomé. In Port Gentil kam es letzte
Nacht zu
Ausschreitungen, bei denen das französische Konsulat und eine
Oelraffinerie von
Total in Flammen aufgingen. Ich bin also ganz froh, dass ich das Land
für
einige Tage verlassen kann.
In São
Tomé
ticken die Uhren etwas langsamer. Mit einem Taxi werde ich ins
Stadtzentrum zu
einem der wenigen Hotels befördert. Der Receptionist ist im Moment
nicht
anwesend. Ich bekomme trotzdem einen Schlüssel für mein
Zimmer. Was dieses
kostet, weiss niemand so genau. Ich scheine der einzige Gast zu sein.
Die
Hauptstadt des 30‘000 Einwohner zählenden Inselstaates ist
ziemlich
verschlafen. Die koloniale Architektur und die freundlichen Menschen
haben es
mir von der ersten Minute an angetan. Ich wechsle einige Euros in
Dobras und
erkundige mich dann, wo es ein gutes Restaurant gibt. Im Hotel gibt es
zwar
eine Bar mit Fernseher und einen eingedeckten Speisesaal, Mahlzeiten
sind aber
im Moment nicht im Angebot. Das empfohlene Restaurant liegt im ersten
Stock
eines Kolonialgebäudes und wird von einer Familie betrieben. Ich
fühle mich in
die portugiesische Kolonialzeit zurückversetzt. Typisch
Portugiesisch ist auch
das Abendessen mit Suppe, Hauptgang und Dessert. Dazu gibt es lokales
Bier, dass
aber weder mit dem gabunesischen Regab noch dem kongolesischen Primus
oder
Tembo mithalten kann. Am Abend hat es im Hotel dann sogar Strom, dass
ich noch
etwas Fernsehen kann. Die Nachrichten aus Gabun sind nicht erfreulich;
anscheinend wurde in Libreville eine Ausgangssperre verhängt.
Den
nächsten
Tag verbringe ich damit, den morbiden Charme von São Tomé
auf
mich einwirken zu
lassen und das Städtchen zu erkunden. Ich besuche auch das kleine
und sehr
empfehlenswerte Museum im ehemaligen Fort der Stadt. Hier bekommt man
einen
sehr eindrücklichen Einblick in die Geschichte der Insel. Es gibt
viele
Ausstellungsstücke, die das luxuriöse Leben der ehemaligen
Gutsherren und dass
der armen Landarbeiter, die wie Sklaven gehalten wurden, dokumentieren.
Mittagessen
gibt es an der Anlegestelle der Fischer. Hier gibt’s wohl den besten
Con-Con-Fisch der Insel. Einfach nur fein.
Im Museum
wurde mir empfohlen, doch einen Ausflug zu einer der alten
Landgüter, den Rojas
zu unternehmen. Dies mache ich dann auch am nächsten Tag. Ich
miete mir ein
Taxi und fahre zu einer der grössten Rojas der Insel. Dieses
besteht aus
Gutsherrenhaus, Kirche, Spital und den ehemaligen Unterkünften der
Sklaven oder
später der freien Landarbeiter und ist eigentlich ein kleines
Dorf. Noch heute
bewohnt, wird Landwirtschaft hauptsächlich für den
Eigenbedarf betrieben. Das
Spital ist seit der Unabhängigkeit der Insel in den
Siebzigerjahren nicht mehr
in Betrieb und verfällt leise vor sich hin.
Zurück in
der
Hauptstadt rückbestätige ich meinen Flug und hoffe, dass sich
die Lage in Gabun
bis zu meiner Rückkehr nach Libreville etwas entspannt.
Auch am
nächsten Tag mache ich nochmals einen Ausflug per Taxi ins
Landesinnere und
schaue auch an einigen der einsamen Lavastrände vorbei. Die Insel
ist mit ihrem
Mix aus atemberaubender Landschaft, kolonialer Architektur und
liebenswerten
Menschen einfach traumhaft. Gemäss Reiseführer verirren sich
pro Woche nur rund
20 Touristen in dieses kleine Land, so dass man die
Sehenswürdigkeiten so
ziemlich für sich allein hat.
Nach 4 Tagen
auf São Tomé und Principe geht es zurück nach
Libreville. Ein Mototaxi
bringt mich zum kleinen
Flughafen. In der Abfertigungshalle läuft in 80 Tagen um die Welt
mit Chacky
Chan und einige der Flughafenangestellten biegen sich vor Lachen. Der
Flug geht
diesmal direkt nach Libreville. Die Einreise verläuft problemlos
und die
Ausgangssperre gilt anscheinend nur noch für bestimmte Quartiere.
Für eine
letzte Nacht in Libreville quartiere ich mich nochmals im Somotel ein.
Nächstes
Ziel
auf meinem Weg nach Kamerun ist Oyem. Mit einem Taxi geht die Fahrt am
Morgen
zum PK 8. Dies ist der Sammeltaxistand von Libreville. Das richtige
Fahrzeug
nach Oyem ist schnell gefunden. Es wird jedoch 10 Uhr bis genügend
Passagiere
eingetroffen sind und die Fahrt losgehen kann. Die Fahrt führt auf
einer sehr schönen
Strecke durch teilweise nach fast unberührten Urwald .
Zwischendurch einige
Polizeikontrollen, die mal etwas länger oder weniger lang dauern.
Es sind viele
Holztransporter unterwegs, die uns im Konvoi mit ganz ordentlichen
Geschwindigkeiten entgegenkommen. Mittagessen gibt es unterwegs am
Strassenrand. Ich gönne mir Nyama Choma und ein Baguette. Abends
kommen wir
heil in Oyem an. Ich werde bei einer sehr einfachen Herberge abgeladen.
Zu
Abend gibt es gegrillten Fisch in einem kleinen Restaurant am
Strassenrand.
Obwohl meine Herberge auch als Bar und Nachtclub dient bleibt es
angenehm ruhig
und ich schlafe gut.
Weiter geht
die Reise nach Bitam. Mit der Hilfe einiger Passanten finde ich ein
Taxi, das
mich zur Abfahrtsstelle chauffiert. Wiederum führt die Fahrt auf
einer kurvigen
Strecke durch dichten Regenwald. In Bitam angekommen gönne ich mir
erst mal ein
Frühstück, bevor es dann mit einem anderen Sammeltaxi auch
gleich zur Grenze
weitergeht. Wir passieren verschiedene Kontrollposten und kommen recht
schnell
an der Grenze an. Hier stellt sich dann heraus, dass es den
Ausreisestempel nur
in Bitam gibt. Also heisst es warten, bis ein Sammeltaxi die 20
Kilometer
zurück in die Provinzstadt fährt. Ich muss auch nicht allzu
lange warten, bis
ich eine Mitfahrgelegenheit erhalte. Bei einem der letzten
Kontrollposten muss
ich dann aber aussteigen und werde nach einiger Warterei unter
Polizeiaufsicht
mit einem extra angeforderten Taxi zusammen mit weiteren Passagieren,
der
Dokumente nicht in Ordnung zu sein scheinen, zur Immigration
befördert. Hier
gibt es problemlos den Ausreisestempel. Das Ganze hat jedoch ordentlich
Zeit
gekostet. Anschliessend werde ich zurück zum Kontrollposten
gebracht. Hier habe
ich nun das Problem, dass alle vorbeifahrenden Sammeltaxis schon
besetzt sind,
so dass ich für mich allein ein Fahrzeug mieten muss. Die
Kontrollposten kennen
mich nun schon und so bin ich um die Mittagszeit wieder an der Grenze.
Auf der
neuen Brücke geht es über den Fluss nach Kamerun. Die
Zöllner in Kamerun sind
einiges freundlicher als in Gabun. Auch hier habe ich nun das Problem,
das
keine weitere Passagiere mehr auf eine Fahrgelegenheit warten und so
muss ich
nochmals etwas tiefer in mein Portemonnaie greifen, damit ich heute
noch nach
Amban komme. Von Amban geht’s dann mit dem Bus weiter nach Ebolawa.
Ebolawa ist
sehr weitläufig. Aber zum Glück gibt es genügend
Mototaxis. Wie die
Einheimischen verbringe ich den Abend bei einem Bier und gegrillten
Fisch in
einer Bar am Strassenrand.
Weiter geht
die Reise am nächsten Morgen via Yaoundé nach Kribi. Die
direkte Strecke ist
nur während der Trockenzeit befahrbar und so nehme ich den Umweg
über die Hauptstadt.
Ich finde ein schönes Hotel, wo ich die nächsten zwei Tage
entspanne und den
feinen Seafood geniesse, bevor ich für die letzte Nacht in Kamerun
zurück nach
Yaoundé fahre.
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