Reisebericht
Am Samstag, dem 3. April
2004 geht es los. Mit dem wöchentlichen Swiss-Flug LX 276 geht es
am Morgen von Zürich nach Yaounde, wo ich am Abend ankomme. Der
erste Eindruck ist positiv: Die Einreise ist zwar etwas chaotisch, aber
nicht so schlimm wie im Reiseführer beschrieben. Die Zöllner
scheinen es vor allem auf die Einheimischen mit ihren vielen Koffern
und Taschen abgesehen zu haben und lassen mich problemlos passieren,
nach dem ich ihnen erklärt habe, dass ich nichts zu deklarieren
habe. Da es auf dem Flughafen keine Bank zu haben scheint, wechsle ich
bei einem Reisebüro einige Euro in CFA-Francs, so das ich in die
Stadt komme und auch noch übers Wochenende flüssig bin. Die
nächste positive Überraschung ist der Taxifahrer, mit dem ich
nach kurzem handeln über den Fahrpreis einig werde, ohne einen gar
überrissenen Preis zu bezahlen.
Unterdessen ist es dunkel
geworden und die Fahrt geht durch eine hügelige Landschaft ins
rund 20 Kilometer entfernte Stadtzentrum. Am Samstagabend sind viele
Leute unterwegs und die Kneipen und Restaurants am Strassenrand sind
gut besucht. Im Hotel el Panadin checke ich für eine Nacht ein.
Das Hotel ist einfach, die Zimmer sind jedoch sauber und die Lage ist
auch gut. Gleich neben dem Hotel liegt ein etwas gehobeneres
Restaurant, wo ich bei Livemusik mein erstes wohlverdientes Bier in
Kamerun geniesse und den Abend ausklingen lasse.
Es ist
Sonntagmorgen und trotzdem muss ich heute früh aufstehen. Mein
Ziel ist es für den Abendzug nach Ngaounderé noch einen
Platz in einem Couchetteabteil zu ergattern. Der Ticketverkauf soll
jeweils so gegen 9.00 Uhr beginnen. Zu Fuss mache ich mich rechtzeitig
auf den Weg, so dass ich dann auch pünktlich beim Bahnhof bin.
Beim separaten Ticketschalter der ersten Klasse befindet sich nur ein
Wachmann mit seinem Radio, so dass ich erstmals Platz im Wartesaal
nehme. Mit der Zeit treffen weitere Reisende ein und gegen 10.00 Uhr
erscheint dann auch eine Ticketverkäuferin. Es hat sogar noch
freie Couchetteabteile und so komme ich ohne Probleme gegen 21'000
CFA-Francs zu meinem gewünschten Ticket. Nun habe ich bis 18.00
Uhr noch genügend Zeit um mir Yaounde etwas genauer anzuschauen.
An einem Sonntag scheint jedoch in der von Ministerien und
Regierungsgebäuden geprägten Hauptstadt nicht viel los zu
sein. Im schon bekannten Restaurant neben meinem Hotel esse ich zu
Mittag. Am Wochenende treffen sich hier viele Expats und man fühlt
sich fast wie in Frankreich.
Da ich nicht so weiss, was
ich mit der verbleibenden Zeit noch anfangen soll, mache ich mich
frühzeitig auf dem Weg zum Bahnhof. Obwohl es erst 15.30 Uhr
ist als ich beim Bahnhof ankomme, wimmelt es schon von Reisenden und
ich finde noch einer der letzten Plätze im Wartesaal der ersten
Klasse, welcher sich im ersten Stock befindet und eine gute
Übersicht über das Getümmel bietet. Gegen vier Uhr wird
der Zug in den Bahnhof geschoben; die Zugänge zum Perron bleiben
jedoch weiterhin verriegelt. Nach 18.00 Uhr werden die Tore
geöffnet und alle Leute drängen mit ihrem Gepäck zum
Zug. Im Wagen Nr. 573 Abteil D, finde ich meine Liege in einem
komfortablen Zweierabteil, dass ich mir mit einem Italiener teile. Die
Gäste der ersten Klasse setzen sich hauptsächlich aus
Militärs, Ordensschwestern, Geschäftsleuten und einigen
Weissen zusammen. Es ist ordentlich heiss
im Abteil und eigentlich wären nun alle zur Abreise bereit, aber
noch fehlt die Lokomotive. Es vergehen noch rund zwei Stunden bis die
Diesellok schliesslich angekoppelt ist und die Fahrt beginnen kann. Es
ist unterdessen dunkel. Dank Vollmond sehe ich trotzdem schattenhaft
die Landschaft. Nachdem der Schaffner in Begleitung eines Wachmannes
die Billette kontrolliert hat, wird das Abendessen im Abteil serviert.
Es gibt Poulet mit Reis, etwas Salat und Papayas zum Dessert. Der Zug
muss auf der einspurigen Strecke immer wieder anhalten um
entgegenkommende Güterzüge passieren zu lassen. Fliegende
Händler und Kinder verkaufen in dieser Zeit Bananen, Mangos,
selbstgebrautes Bier und wiederaufgefüllte Mineralwasserflaschen.
Hier draussen im Busch scheint der tägliche Personenzug die
Attraktion und Verdienstmöglichkeit des Tages zu sein.
Ein Vorteil der verspäteten Abfahrt ist, dass wir bei Tagesanbruch
noch weit von unserem Ziel Ngaounderé entfernt zu sein scheinen
und ich darum doch noch die Möglichkeit habe die Landschaft bei
Tage zu sehen. Die Vegetation hat sich inzwischen verändert und
die üppige Tropenvegetation ist einer trockener Savannenlandschaft
gewichen. Gegen 12.00 treffen wir mit rund vierstündiger
Verspätung am Zielort Ngaounderé ein. Während andere
Reisende sich gleich auf den Weg nach Maroua machen, welches rund
fünf Stunden Busfahrt entfernt ist, entscheide ich mich hier
erstmals zu übernachten. Mit einem Motorradtaxi lasse ich mich zu
einem der wenigen Hotels in diesem Provinzstädtchen chauffieren.
Ich scheine so ziemlich der einzige Gast zu sein und kann unter einer
grossen Anzahl von leeren Zimmern auswählen. Nach einer wirklich
nötigen Dusche muss ich nun jedoch dringend den CFA-Vorrat
aufstocken. Also mache ich mich auf den Weg zur Bank. Bei der
Commerical Bank sieht es nach stundenlangen Warten aus, als versuche
ich es bei der Credit Lyonnais. Wieder fühle ich mich nach
Frankreich versetzt; die Bank verwendet die gleichen Logos wie in
Frankreich und sogar das Löwenmaskotchen aus Plüsch ist
vorhanden. Das Geldwechseln dauert so seine Zeit. Die nötigen
Formulare und die Kopie des Passes sind zwar schnell gemacht, doch
leider muss ich mich in eine Schlange vor einem Schalter einreihen, wo
anscheinend die grösseren Geldbeträge ein- und ausbezahlt
werden. Vor mir ist ein Kunde der einige Hunderttausend CFA einzuzahlen
hat. Da es sich hauptsächlich um kleine Noten handelt und auch
keine Zählmaschine zur Verfügung steht, dauert das Ganze
natürlich seine Zeit. Die Sicherheitsleute sind schon daran die
Tore zu schliessen, als ich gegen 15.00 Uhr die Bank verlasse. Gleich
danach mache ich mich wiederum per Mototaxi auf dem Weg zum Busbahnhof,
um mir ein Ticket für die morgige Fahrt nach Maroua zu
reservieren. Dies klappt dann auch problemlos. Zum Abendessen gibt es
Poulet in einem irgendwie indisch angehauchten Restaurant.
Nach einer Nacht unter dem
Moskitonetz früh aufgestanden und noch in der Dunkelheit mit dem
Mototaxi zur Agence de Voyage von Touristique Express. Ich gebe meine
Reservation am Schalter ab und mein Name wird in eine Liste
eingetragen. Nach mir
treffen noch viele Reisende mit Mototaxis und diejenigen mit viel
Gepäck auch mit normalen Taxis ein. Zuerst wird der Bus nach
Garoua beladen und danach wird derjenige nach Maroua bereit gemacht. Es
wird eine Art Anwesenheitskontrolle durchgeführt und alle
Passagiere auf der Liste werden aufgerufen und können ihr
Gepäck verladen. Danach werden die Einstiegskarten verteilt. Das
ganze wird von einem geschäftigen Treiben der Kleinhändler
begleitet und auch einige Bettler machen die Runde. Die Fahrt nach
Norden führt auf einer durch den Schwerverkehr stark belasteten
Strasse durch kleine Dörfer, vorbei an abgeernteten Baumwoll- und
Hirsefeldern. Je weiter wir uns Maroua nähern umso karger wird die
Landschaft. Die periodischen Stopps bei den Mautstationen oder bei
Polizeikontrollen sind willkommene Gelegenheiten, um sich mit
Reiseproviant zu versorgen. Am Nachmittag erreichen wir Maroua. Das
Klima ist heiss und trocken. Der Harmattan, ein heisser Wind bläst
durch die Strassen und wirbelt den Sand auf. Man merkt deutlich, dass
man sich in der Sahelzone befindet. Dass wir uns in der Grenzregion zu
Nigeria befinden, sieht man auch an den vielen Benzinverkäufern,
die ihre geschmuggelte Ware in alten Plastikflaschen an jeder
Strassenecke verkaufen. Ich übernachte in einem komfortablen Hotel
und esse ein für Afrika etwas untypisches Gericht; nämlich
Spaghetti Carbonara.
Ausgeschlafen und nach dem
Frühstück gut gestärkt, mache ich mich am nächsten
Morgen auf den Weg zum Abfahrtsort der Buschtaxis nach Mokolo, welcher
sich am Stadtrand befindet. Da heute in Mokolo Markttag ist, ist das
Sammeltaxi, das wie ich aus der Schweiz stammt ziemlich schnell
abfahrbereit. Die Fahrt geht auf einer geteerten Strasse durch eine
immer hügeliger werdende Gegend, vorbei an vielen kleinen
Gehöften mit Rundhütten zum Marktflecken Mokolo. Da ich nicht
zu lange auf ein weiteres Buschtaxi nach Rhumsiki warten will,
entscheide ich mich die nächsten 50 Kilometer mit dem
Motorrad zurückzulegen,
was, wie mir mein Fahrer versichert, absolut kein Problem sei. Bis zum
Dorfausgang ist die Strasse dann ja auch noch geteert, danach jedoch
nicht mehr - und mit einem Rucksack am Rücken sind 50 Kilometer
doch eine ordentlich lange Distanz. Die Fahrt entschädigt jedoch
mit ihren landschaftlichen Eindrücken. Vorbei an
nadelförmigen Felsmonolithen erreichen wir schlussendlich
Rhumsiki; ein Dorf das sich stark auf den Tourismus eingestellt hat.
Die ganze Dorfjugend scheint als "Guide" zu arbeiten, da jedoch kaum
Touristen vorhanden sind, ist der Verdrängungskampf gross. Nach
einer kurzen Erholungspause einige ich mich mit einem der Guides auf
einen vernünftigen Preis für eine halbtägige
Trekkingtour. Obwohl es sicherlich fast 40 Grad heiss ist, machen wir
uns auf den Weg, die nähere Umgebung von Rhumsiki zu erkunden.
Zuerst geht es an den Felsnadeln vorbei und danach in einen der Canyons
hinunter. Zwischenhalt machen wir in einem kleinen Weiler, indem ganz
"zufälligerweise" auch selbstgemachte Souvenirs verkauft werden.
Ansonsten teilt sich die Familie eine Rundhütte zusammen mit ihren
Hühnern und Ziegen. Nach diesem kleinen Zwischenhalt, der für
die Familie ohne Geschäftsabschluss blieb (bei dieser Hitze macht
es keinen Spass auch noch so schöne Souvenirs wieder den Berg
hinaufzuschleppen), machen wir uns bergwärts auf den Weg
zurück nach Rhumsiki. Ziemlich ausser Atem und mir die letzten
Wasserreserven einteilend, werden wir immer wieder von Frauen
überholt, die sich irgendwo im Tal Holz beschafft haben. Vorbei an
der Höhle, die dem Dorf in Krisenzeiten als Schutz vor
Überfällen von den Stämmen aus dem Norden diente,
erreichen wir wieder Rhumsiki. Gemäss meinem Guide leben im Dorf
rund 900 Einwohner - zählt man die Frauen und Kinder dazu kommt
man auf ca. 4´000. Gerne hätte man mir noch eine
Töpferwerkstatt gezeigt - aber irgendwie weiss ich jetzt, was mich
dort erwarten würde. Also mache ich mich auf den Weg zurück
zu meiner Unterkunft, begleitet von den Kindern des Dorfes, die mir
Postkarten verkaufen möchten und auch nach dem berühmten
"Cadeau" fragen. Angekommen in der Auberge, bestelle ich schon Mal
vorsorglich mein Abendessen vor (Als Menü wird mir Hühnchen
mit Pommes Frites empfohlen). Die Dorfjugend versucht inzwischen, ihre
von anderen Touristen als "Cadeau" erhaltenen ausländischen
Münzen bei mir in CFA umzutauschen. Da auch ich die alten FF, DM
und Lire-Münzen nicht brauchen kann, klappt das
Tauschgeschäft nicht. Da ich nicht vorhabe nach Nigeria zu reisen,
brauche ich auch keine Naira.
Eigentlich wollte ich die
nächsten Tage bei einem mehrtägigen Trekking die Grenzregion
zu Nigeria erkunden, aber die Temperaturen sind zu dieser Jahreszeit
eindeutig zu hoch und so entschliesse ich mich schon am nächsten
Tag wieder zurück nach Maroua zu fahren. Langsam dunkelt es ein
und während mein Abendessen zubereitet wird, wird das Treiben auf
der kleinen Dorfstrasse geschäftiger. Die Leute sitzen zusammen
und scheinen sich den neuesten Klatsch zu erzählen und einfach den
Abend zu geniessen. Am späteren Abend wird dann auch zusammen
gesungen.
Am nächsten Morgen
geht es, wie könnte es anders sein, wiederum mit dem Motorrad
zurück nach Mokolo. Es ist neblig und der Fahrer hat sich mit
einer dicken Daunenjacke und einer Wollmütze den für ihn wohl
sehr kalten Temperaturen angepasst. Etwas ausserhalb des Dorfes machen
wir bei seinem Elternhaus einen Stopp - da es ins Provinzhauptort geht
und er kein gefundenes Fressen für die Polizisten sein will, nimmt
er seinen Fahrausweis mit.
Die Fahrt nach Mokolo ist
schon fast angenehm. Der Fahrer hat ein ganz neues chinesisches
Motorrad, das er noch ein bisschen schonen will und somit passt er auch
die Geschwindigkeit den Strassenverhältnissen an.
Zurück in Mokolo werde
ich von den Billetverkäufern für die Buschtaxis nach Maroua
umzingelt. Nach dem ich mein Ticket gekauft habe, muss ich zuerst
meinen Durst stillen, da ich seit meiner Abfahrt in Rhumsiki nichts
mehr getrunken habe. Inzwischen wird das Buschtaxi beladen - unter
anderem auch mit grossen Wassergefässen aus Ton - ich hoffe
für die Besitzer, dass diese die Fahrt gut überstehen. Die
Fahrt nach Moroua wird nur durch die schon bekannten Kontrollen des
Militärs unterbrochen. Inzwischen krame ich jeweils nicht mehr
meinen Passe hervor, sondern zeige einfach meine Identitätskarte,
was auch problemlos funktioniert. Je näher wir nach Maroua kommen
umso mehr Zwischenhalte für aus- und neuzusteigende Passagiere
gibt es. In Maroua beziehe ich Quartier im schon wohlbekannten Hotel.
Noch vor der Mittagszeit mache ich mich wieder auf den Weg zur Bank, um
die nötigen CFA für die nächsten Tage zu wechseln.
Kamerun ist in Afrika eindeutig ein Hochpreisland. Nach dem Mittagessen
geht's zur Busstation, um die nötige Reservation für den Bus
zurück nach Ngaounderé vorzunehmen. Die Madame am Schalter
stellt mir das gewünschte Billet aus und erklärt mir, dass
ich spätestens um 5.45 Uhr beim Busbahnhof zu erscheinen habe.
Dies sei die Abfahrtszeit des Busses und meine Nachfrage, ob es denn
nicht noch einen späteren Bus zum Beispiel um 8.00 Uhr geben
würde, wird kategorisch verneint. Zurück im Hotel schreibe
ich meine in Rhumsiki gekauften Postkarten und bringe diese danach zur
Post.
Es ist noch dunkel als am
nächsten Morgen mein Wecker klingelt. Ohne Frühstück
verlasse ich das Hotel und stelle mich an die noch ziemlich
verkehrsfreie Strasse. Nach einigen Minuten warten findet sich ein
Motofahrer, der mich zum Busbahnhof bringt (er erklärt mir
lachend, dass es ja noch Nacht sei und die Fahrt somit 50 CFA mehr
kosten würde). Beim Busbahnhof befinden sich dann tatsächlich
auch schon einige Passagiere. Um damit einen ganzen Bus zu füllen,
sind es jedoch ganz klar noch zu wenige. Einige der Leute scheinen hier
übernachtet zu haben. Während es langsam hell wird, treffen
immer mehr Passagiere ein. Gegen halb sieben trifft dann auch ein
grosser Mercedesbus auf dem Areal ein. Irgendwie hatte ich es ja
gewusst, dass das mit der Abfahrtszeit wohl nicht so ganz stimmen
würde. Nun wiederholt sich das bereits bekannte Prozedere. Die
Passagierliste wird verlesen, das Gepäck verladen, die Tickets
verteilt und der Kampf, wer sich zuerst im Bus befindet, beginnt. Um
7.00 Uhr erkämpft sich der Bus seinen Weg auf die Ausfallstrasse
Richtung Süden. Auf der schon bekannten Strecke geht es
zurück nach Ngaounderé. Schon im Busbahnhof von Maroua hat
sich eine junge Frau zu mir gesellt. Auch im Bus sitzt sie nun neben
mir. Sie sagt mir, dass sie als Coiffeuse in Douala arbeite. Nach
einigen Minuten belanglosen Plauderns kommt sie auf den Punkt; sie
möchte mich gerne die nächste Woche begleiten. Da ich jedoch
nicht auf eine "Begleitung" aus bin und weder das Hotelzimmer in
Ngaounderé noch die Couchette auf dem Weg nach Yaounde mit ihr
teilen möchte, lehne ich das Angebot dankend ab.
Als ich im Bahnhof von
Ngaounderé ankomme, gibt es sogar noch freie
Couchetteplätze für den Abendzug in die Hauptstadt. Das
Buffet de la gare befindet sich wie der Name vermuten lässt gleich
beim Bahnhof und lädt zu einem verspäteten Mittagessen ein.
Der Menüvorschlag Poulet mit Reis a la camerouaine. Die Bedienung
fragt, ob ich etwas Zeit habe, da sie das Essen erst zubereiten
müsse. Da mein Zug ja erst am Abend fährt, ist dies kein
Problem. Ich mache es mir also bequem, lese mein Buch zu Ende und warte
bei einer Limonade auf mein Essen. Der Zug ist übrigens heute
Morgen pünktlich eingetroffen und wird bereits für die
Rückfahrt bereit gemacht. Das Rangieren macht sich jeweils mit
einem Vibrieren des Restaurants bemerkbar. Nach einiger Zeit sehe ich
meine Bedienung mit einem lebenden Huhn und einem Messer um die Ecke in
den Hinterhof gehen. Kurze Zeit später erscheint sie wieder mit
dem nun toten Huhn. Wird das wohl mein Mittagessen sein? Ein bisschen
plagt mich ja schon das schlechte Gewissen. Das Essen ist dann jedoch
ausgezeichnet (weil so frisch zubereitet?) und das Huhn hatte wohl ein
angenehmeres Leben, als die Tiefkühlpoulets bei uns. Nach dem
Mittagessen kaufe ich mir noch eine Flasche Mineralwasser für die
Zugfahrt und gehe danach zurück in den Warteraum. Diesmal scheint
alles planmässig zu verlaufen, denn die Passagiere sind bereits
daran, ihr Reisegepäck im Zug zu verstauen. Der Zug setzt sich
dann auch pünktlich beim letzten Sonnenlicht in Bewegung. Diesmal
reise ich in einem 4er-Abteil. Die Fahrt verläuft bis auf jede
Menge Insekten, die durch das Licht des Zuges angezogen werden, ohne
Probleme. Am nächsten Morgen nähern wir uns der Hauptstadt.
Nach der Ankunft quartiere ich mich wieder im El Panadin ein, esse im
nebenan gelegenen Restaurant gut zu Mittag und nach einem faulen
Nachmittag auch wieder zu Abend.
Heute geht es mit dem Bus
durch eine grüne Landschaft via Bafussam nach Foumban. In einem
kleinen Städtchen auf dem Weg ist gerade Markt, durch den wir
unter lauten Hupen richtiggehend hindurchfahren. Bis Bafussam lege ich
die Fahrt in einem alten Nahverkehrsbus zurück, der
ursprünglich Mal in Deutschland im Einsatz war. Danach geht es in
einem Buschtaxi weiter. Dieses fährt jedoch nicht ganz bis nach
Foumban, so dass ich das letzte Stück mit einem Sammeltaxi
zurücklegen muss. Die Hotelauswahl in Foumban ist nicht riesig.
Ich entscheide mich für eine Unterkunft im Zentrum. Das Hotel mit
dem schönen Namen "Beau Regard" hat schon bessere Zeiten gesehen.
Das Personal ist ziemlich desinteressiert, die Installationen scheinen
schon seit längerem defekt zu sein, so dass ein kein fliessendes
Wasser gibt, dafür kann man die Zimmer auch stundenweise mieten.
Die
Hauptsehenswürdigkeit von Foumban ist der Sultanspalast. Dieser
wurde in der Kolonialzeit durch den Sultan im gleichen Baustil wie die
deutschen Regierungsgebäude erbaut. Im Palast ist eine Ausstellung
mit diversen Gegenständen aus der Sultanszeit zu sehen. Ansonsten
ist die Gegend auch für ihre Kunsthandwerker bekannt, welche
schöne Schnitzereien und Masken herstellen.
Am nächsten Morgen
will ich mit dem Buschtaxi weiter nach Kumbo. Ein schon vollbeladenes
Vehikel steht auch zur Abfahrt bereit, wie sich herausstellt sind
jedoch schon alle Plätze vergeben. Da es sich um keine
vielbefahrene Strecke handelt und ich nicht weiss, wann die
nächste Fahrmöglichkeit besteht, entscheide ich, via Bafussam
weiter nach Bamenda zu fahren. Zuerst geht es mit einem Sammeltaxi in
halsbrecherischen Tempo abwärts nach Fambout. Dort finde ich eine
Transportmöglichkeit in einem mit 50 kg Getreidesäcken
vollbeladenen Buschtaxi nach Bafussam. Da es nun wieder aufwärts
geht, verläuft die Fahrt im schwer beladenen Minibus ziemlich
langsam. Dafür werde ich in Bafussam, nachdem die
Getreidesäcke an ihrem Bestimmungsort abgeladen sind, direkt zum
Abfahrtsort des Busses nach Bamenda gebracht. Mit der Ankunft in
Bamenda befinde ich mich nun im englischsprachigen Teil des Landes. Der
Bus hält in Up-Station, da ich auf meinen Stadtplan vertraue,
mache ich mich zu Fuss auf den Weg ins Stadtzentrum. Wie ich nach
einigen Kilometern Fussmarsch feststellen muss, sind die Distanzen doch
grösser als ich auf den ersten Blick gedacht hatte und so nehme
ich dann doch noch ein Taxi für das letzte Stück zur
Unterkunft. Meine Unterkunft ist diesmal ein schon fast luxuriöses
Hotel mit so ziemlich allen Annehmlichkeiten, die ich mir nach der
Nacht im Foumban wünsche und freundlichem Personal. Bamenda ist
sehr weitläufig und zu Fuss relativ schwer zu erkunden. Am
Nachmittag geht ein starker Regenbruch nieder, so dass ich die Zeit vor
dem Fernseher verbringe.
Nach einem weiteren Tag Aufenthalt in Bamenda mache ich auf den Weg an
die Küste. Nach rund zwei Stunden Wartezeit sind alle Plätze
des Busses nach Douala verkauft und die Fahrt kann beginnen. Die
Strecke ist sehr kurvenreich und führt durch eine üppige
Vegetation. Je mehr wir uns der Küste näher um so heisser und
schwüler wird das Klima. Gegen 16.00 Uhr erreichen wir Douala. Da
sich die Weiterfahrt nach Limbe um diese Zeit nicht mehr lohnt,
entscheide ich mich die Nacht in Douala zu verbringen, da ich hier am
nächsten Morgen sowieso ein Visa für Äquatorialguinea
besorgen will. Ich finde einen Taxifahrer der mich nach langem
Verhandeln zu einem einigermassen akzeptablen Preis ins Stadtzentrum
bringt. Unterkunft finde ich in der katholischen Mission, welche
über einige Gästezimmer und Gott sei Dank ein Swimmingpool
verfügt. Das Abendessen nehme ich zusammen mit den Kirchenleuten
im Speisesaal der Mission ein.
Ich habe mich bereits in
Bamenda entschieden, wenn möglich per Boot nach Malabo in
Äquatorialguinea zu fahren und einige Tage dort zu verbringen und
danach per Flugzeug wieder zurück nach Douala zu reisen. Darum
mache ich mich am Morgen auf den Weg zum Konsulat um ein Visum zu
beantragen. Beim ersten Besuch werde ich abgewiesen, da meine Kleidung
nicht korrekt sei. Insbesondere meine Sandalen sind ein "no go". Also
wieder per Moto zurück in die Mission um andere Schuhe anzuziehen.
Beim zweiten Versuch werde ich zu einem Sekretär vorgelassen.
Dieser erklärt mir, dass nur Touristenvisa an Leute mit einer
Aufenthaltsbewilligung für Kamerun ausgestellt werden und ich mich
doch an die Botschaft in Paris, welche für die Schweiz
zuständig sei, wenden solle. Meine Erklärung, dass dies wohl
nicht praktikabel sei, wird mit einem Schulterzucken quittiert.
Unverrichteter Dinge muss ich wieder abziehen. Jetzt habe ich also
einen halben Tag Zeit, um mir Douala ein bisschen näher
anzuschauen und muss ausserdem meine Reisepläne ändern. Die
Stadt verfügt nicht gerade über eine grosse Anzahl von
Sehenswürdigkeiten. Das schwüle Klima hat seine Spuren an den
Häuserfassaden hinterlassen. Neben einigen Kirchen ist wohl nur
die Hauptgeschäftsstrasse, das Boulevard de la liberté, mit
seinen Banken, einigen noblen Restaurants und Hotels sowie
Geschäften sehenswert. Nach einer weiteren Nacht in der Mission
mache ich mich auf den Weg nach Limbe, wo ich das Wochenende verbringen
will. Da ich den Weg nun kenne, nehme ich zuerst ein Moto, welches mich
bis zum Startpunkt einer öffentlichen Buslinie (auch das gibt es
in Douala) bringt. Die Buslinie führt auf einer Brücke
über den Wouririver und endet nach einigen Kilometern auf der
anderen Seite. Die Busse haben auf dieser Strecke eine Art Monopol, da
Taxis nicht erlaubt sind. Beim Terminus der Buslinie besteige ich
wiederum ein Motorrad, welches mich zum Busbahnhof bringt. Hier heisst
es nun wieder warten, bis der Bus nach Limbe sich füllt.
Limbe, ehemals Victoria,
liegt mitten in grüner Vegetation am Fusse des Mount Cameroon. Die
Stimmung ist relaxt. Am Strand werden Getränke verkauft und man
kann sich frisch gefangenen Fisch über dem Feuer zubereiten
lassen. Limbe verfügt ausserdem über einen sehenswerten
botanischen Garten und ein Refugium für aus der Gefangenschaft
befreite Schimpansen und Gorillas.
.Durch die grüne Landschaft
geht es nach dem Wochenende in Limbe am Montag vorbei am Mount Cameroon
nach Kumba. Hier befindet sich einer der grössten Märkte
Kameruns, mit vielen Gebrauchsgütern aus dem Nachbarland Nigeria.
Auf dem Markt kann man so ziemlich alles von Esswaren bis zu
Schalenkoffern kaufen. Gemäss meinem Reiseführer kann man per
Bahn von Kumba zurück nach Douala fahren. Wie ich auf dem Bahnhof
dann jedoch herausfinde, ist ein Teil der Strecke stillgelegt, so dass
man mir den Bus empfiehlt. Ich habe mich entschieden, meine restlichen
Tage in Kamerun in Kribi am Meer zu verbringen. Dies heisst jedoch,
erst wieder zurück nach Douala zu fahren. Da Kumba
verkehrstechnisch sehr günstig gelegen ist, muss ich nächsten
Morgen nicht lange auf eine Transportmöglichkeit warten. Noch vor
10.00 Uhr bin ich bereits wieder in Douala und auf dem Weg zum
Busbahnhof der Central Voyage. Den nächsten Bus nach Kribi habe
ich nur knapp verpasst, doch schon in eineinhalb Stunden wird der
nächste abfahren. Nach dem wir Douala verlassen haben geht die
Fahrt durch eine schwach besiedelte Landschaft, vorbei an
Palmölplantagen Richtung Süden. Kribi hat sich zu einer
richtigen Ferien- und Wochenenddestination mit guter Infrastruktur
für die reicheren Kameruner und die im Lande lebenden
Ausländer entwickelt. In einem kleinen Hotel direkt am Strand
entspanne ich mich für die nächsten Tage von den
Reisestrapazen, bevor es am Freitag wieder zurück nach Youande
geht, von wo ich am nächsten Abend wieder zurück in die
Schweiz fliege, nach dem ich mich durch die Zoll- und Passkontrolle mit
ihren unterbezahlten Beamten gekämpft hatte - doch dies wäre
wieder eine andere Geschichte.
Nach
oben
Allgemeine
Informationen:
Hauptstadt: |
Yaoundé |
Einwohner: |
ca. 15 Millionen |
Offizielle Landessprachen: |
Französisch und Englisch |
Lokale Sprachen: |
Fulfulde, Ewondo, Douala, und viele mehr |
Währung: |
Zentralafrikanischer CFA-Francs
aktuelle
Wechselkurse |
Staatsform: |
Präsidialrepublik, unabhängig seit 1960 |
Fläche: |
475´442 km² |
Einreisebestimmungen: |
Visum und Internationaler Impfausweis mit
Gelbfiebernachweis |
Regenzeit: |
Süden: Juni bis Oktober
Norden: April/Mai bis September/Oktober |
|
|
Reiseliteratur: |
Kann mit einem Klick auf
das Cover direkt bei Amazon.de bestellt werden. |
|
Lonely Planet West
Africa (Englisch)
Ausgabe 2002, hat ein ausführliches Kapitel über Kamerun. Hat
mir auf meiner Reise wertvolle Dienste geleistet. |
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|
Kamerun
Neuste Ausgabe (2004) des Reiseführers von Regina Fuchs.
Erschienen im Reise Know How-Verlag. Zum Zeitpunkt meiner Reise war
dieses Buch noch nicht verfügbar. Halte mich sowieso lieber an die
Bücher von Lonely Planet, da dort der Aufbau nach einer mehr oder
weniger logischen Reihenfolge gegliedert ist. |
Fotogalerie
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